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gothic

gothic

04.10.2010 18:55


Namensherkunft

Goth(ic) (eigtl. gotisch, hier im Sinne von düster, schaurig) fand Ende der 1970er für einen Stil der Rockmusik aus dem Post-Punk-Umfeld Verwendung und wurde ab 1982/1983 auf die Anhänger der dazu entstehenden Jugendkultur übertragen. Die Bezeichnung ist dabei nicht wie so oft vermutet an das Volk der Goten, an das Zeitalter der Gotik oder an die Gothic Novels angelehnt, sondern geht grundsätzlich auf einen in England entstandenen Musikstil zurück, der aufgrund seines dunklen und dumpfen Klanges und seiner verwendeten Themen als schaurig empfunden wurde. Demgemäß existierte zwischen der Gothic-Szene und der Gotik- bzw. Neogotik-Epoche kein direkter Bezug, wie er in den nachfolgenden Jahrzehnten hauptsächlich von Außenstehenden fehlinterpretiert wurde.

So titulierte 1982 unter anderem Ian Astbury, Sänger der Band The Southern Death Cult, die Fans der Gruppe Sex Gang Children als Goths. Nur kurze Zeit später formierte Ian Astbury aus The Southern Death Cult die Band Death Cult und absolvierte 1983 einen Auftritt in Berlin. Der Musikjournalist Tom Vague, der diesem Konzert beiwohnte, äußerte in einem Bericht in der Oktober-Ausgabe des Musikmagazins ZigZag von 1983 über das Berliner Publikum Hordes of Goths. It could be London... (dt. ?Horden von Goths. Es könnte London sein...) und versuchte damit, die Ähnlichkeiten zwischen dem Publikum beider Städte zu verdeutlichen. Zwischen 1983 und 1984 etablierte sich die Bezeichnung für eine neue Jugendkultur allmählich und fand in der Zeitschrift The Face in einem Special über den Londoner Batcave-Club erneut Erwähnung.

Innerhalb des deutschen Sprachraums nutzte man gleichzeitig Bezeichnungen wie Gruftis oder szene-übergreifend Schwarze oder Waver, da sich Gothic in den 1980er Jahren weder als Genrebegriff noch als Bezeichnung für eine Subkultur über britische Grenzen hinaus weitläufig durchsetzen konnte. In Kanada und den USA geschah dies erst um etwa 1988, im mitteleuropäischen Raum zu Beginn der 1990er, obgleich Gothic als Selbstbezeichnung schon seit 1988 in Ost-Berlin belegt ist.

Grufti, angelehnt an das Wort für Grabgewölbe, galt in Teilen Deutschlands lange Zeit als negativ besetzte Bezeichnung, die später von den Szeneangehörigen jedoch zunehmend als saloppe Selbstbezeichnung verwendet wurde. Gegenwärtig wird die Bezeichnung Grufti für die Gothic-Generationen der 1980er und frühen 1990er Jahre genutzt, die bezüglich der Musik, des Outfits und des Stylings noch stark in der Post-Punk- und New-Wave-Bewegung verhaftet waren. Konträr dazu wurde sie größtenteils aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verdrängt.

Ferner waren in der DDR und Teilen Berlins Bezeichnungen wie Ghouls, Outs oder Darks gebräuchlich, letztere Bezeichnung findet sich auch in Ländern wie Italien oder Mexiko wieder. In einigen Gebieten Deutschlands, wie Nordrhein-Westfalen, war zudem die Selbsttitulierung Krähen geläufig, was annähernd der Bezeichnung les corbeaux (die Raben) entspricht, die französische Gothic- und Wave-Anhänger in den 1980ern für sich nutzten und die sich auf deren Erscheinungsbild bezog.

Goth, in seiner Mehrzahl Goths genannt, hat sich bis heute in vielen Teilen der Welt etabliert. In Deutschland ist daneben die entsprechende Übersetzung Goten sowie die grammatikalisch inkorrekte Bezeichnung Gothics verbreitet.

Die Szene

Über den Umfang der Gothic-Bewegung ist bisher wenig bekannt. Eine Marktstudie aus den späten 1990er Jahren geht, hinsichtlich der Szene in Deutschland, von etwa 60.000 Anhängern aus, obgleich diese Zahl als unrealistisch gilt, da sie neben der tatsächlichen Gothic-Kultur auch Teile der gesamten Schwarzen Szene und zahlreiche Sympathisanten mit einbezieht. Auch ein Wachstum der Gothic-Szene innerhalb der letzten 10 Jahre, das um die Jahrtausendwende mehrmals prognostiziert wurde, wird hierbei szene-intern stark angezweifelt. Stattdessen wird seit Ende der 1990er Jahre eine sukzessive Rückbildung angenommen, die dem Niedergang der Gothic-Musik zugrunde liegt.

Die Gothic-Szene gilt als ästhetisch orientierte Subkultur, deren Mitglieder als friedlich, aber auch als wirklichkeitsfremd, unnahbar oder elitär wahrgenommen werden. Die Geschlechterverteilung innerhalb der Szene ist sehr ausgewogen, der Frauenanteil liegt somit deutlich über dem vieler anderer Subkulturen.

Die Durchschnittsbevölkerung wird von Teilen der Gothic-Kultur negativ kritisiert, etwa als konservativ, konsumorientiert, intolerant, egoistisch und vom Gesetz der sozialen Bewährtheit geleitet. Aus der Ablehnung dieser Eigenschaften resultiert eine demonstrative Distanzierung zur Gesellschaft. Aus dem Versuch der Bewältigung der Zwänge, der emotionalen Kälte und der Vereinheitlichung des Individuums in der heutigen Gesellschaft, treten wiederum die Ideale des Individualismus und die zelebrierte Melancholie hervor.

Ein charakteristisches Lebensgefühl, das alle Angehörigen der Gothic-Szene miteinander teilen, gibt es nicht. So werden zwar philosophische, religiöse sowie politische Fragen unter Goths durchaus thematisiert, allerdings nicht einheitlich beantwortet.

Einige Goths bevorzugen ihrer Rückzugsintention entsprechend Orte der Stille, Einsamkeit und Besinnung auf, die häufig eine Atmosphäre von Tod, Trauer, Leid, Frieden und Vergänglichkeit ausstrahlen. Dennoch ist die Gothic-Szene keine Trauerkultur. So gibt es etliche Goths, die sich primär an dunklen, mystischen oder okkulten Dingen erfreuen und versuchen, diese Seite ihrer Persönlichkeit auszuleben.

Die Akzeptanz des Todes als natürlichen Bestandteil des Lebens wird häufig nach außen getragen. Vereinzelt lässt sich jedoch ein Hang zur Existenzphilosophie erkennen, die neben dem Reinkarnationsgedanken auch die Erkenntis über die Vergänglichkeit und die damit assoziierte Sinnlosigkeit des Lebens impliziert, aus der sich wiederum negative Gemütszustände wie Gleichgültigkeit, Resignation oder Todessehnsucht entwickeln können.

Eine gewisse Sehnsucht nach dem Mittelalter und seinen Mythen und Sagen ist bei einigen Szenemitgliedern anzutreffen. Hierbei handelt es sich jedoch häufig um ein romantisiertes Bild des Mittelalters, das etliche Goths vor Augen haben und das eine Flucht vor der realen Welt ermöglichen soll. Doch auch andere Epochen, wie die Elisabethanische und Viktorianische Epoche, die Gründerzeit sowie das Fin de siècle, ziehen das Interesse der Gothic-Kultur auf sich.

Die Beweggründe, sich der Gothic-Bewegung anzuschließen, sind unterschiedlicher Natur und unterscheiden sich nur unwesentlich von denen anderer Subkulturen. Neben den musikalischen Vorlieben zählen hierzu speziell im Jugendalter die Identitätssuche, alternative Lebensentwürfe, Protest und Abgrenzung gegenüber dem Elternhaus und der Gesellschaft, aber auch ein depressives Lebensgefühl, das häufig durch Sinnleere und Unverstandensein hervorgerufen wird. Dabei zieht die Entscheidung, sich der Gothic-Szene anzuschließen, oft viele private, schulische und berufliche Konflikte nach sich. In Einzelfällen kann diese Entscheidung die Bindung an die Eltern oder andere Familienangehörige komplett zerstören, z. B. dann, wenn das Familienleben schon vorher stark belastet und unharmonisch war.

Viele Goths pflegen ein starkes Traditionsbewusstsein und behalten ihren Lebensstil oder die damit verbundenen Vorlieben (u. a. für Musik und Kleidungsstil) weit bis ins Erwachsenenalter bei. Im Unterschied zu klassischen Jugendkulturen entsteht so ein altersübergreifender Dialog.
Splitterkulturen

Aufgrund der Größe der Szene sowie persönlicher Vorlieben hinsichtlich Musik, Kunst und Kleidung, die oftmals als Ausdrucksmittel dienen, entwickelten sich im Laufe der Zeit einige erkennbare Splitterkulturen (Interessengemeinschaften), die seit etlichen Jahren koexistieren. Insbesondere die Hardliner der jeweiligen Splitterkulturen können sich dabei durchaus ablehnend gegenüberstehen. So kann ein Angehöriger der Batcave-Szene eine völlig andere Geisteshaltung vertreten als beispielsweise ein Endzeitromantiker. Zwei Charakteristika, die jedoch alle Splitterkulturen miteinander vereinen, sind die Verwurzelung in der Post-Punk- und Wave-Bewegung und der Bezug zu den Gothic Novels bzw. zur Schwarzen Romantik.

Batcaver auch Gothpunk genannt, bezeichnet die Angehörigen der frühen Gothic-Szene, wie sie hauptsächlich in England vorzufinden war. Sie waren die ersten, die etwa 1983 als Goths bezeichnet wurden. Der Name Batcaver, der auf einen frühen Szene-Club in London zurückgeht, kam erst in späterer Zeit auf und dient vor allem der Abgrenzung gegenüber nachkommenden Splitterkulturen innerhalb der Gothic-Szene. In Bezug auf Outfit, Frisur und Ideologie noch stark vom Punk geprägt, erlebten die Batcaver mit der Jahrtausendwende ein Revival mit aktiver Vernetzung zur amerikanischen Death-Rock-Szene. Der Batcave-Kultur haftet weniger die Affinität zum Weltschmerz und zur Besinnlichkeit an als vielmehr der Spaß am Schaurigen/Morbiden.
Bevorzugte Musik: Bauhaus, Siouxsie & The Banshees, The Damned, Specimen, Virgin Prunes, UK Decay


Grufti auch Gruftie genannt, bezeichnete die Angehörigen einer Jugendkultur in Mitteleuropa, die als Parallelbewegung zur Batcave-Kultur in England entstanden ist und bezüglich ihrer morbiden Eigenheiten in den 1980er und frühen 1990er Jahren für Schlagzeilen sorgte. Konträr zur Batcave-Szene waren Gruftis, sowohl musikbezogen als auch outfitmäßig, deutlich stärker im Wave-Umfeld verwurzelt und ließen einen ausgeprägten Hang zum Weltschmerz und zur Realitätsflucht erkennen. Inzwischen gilt die Grufti-Bewegung, deren Anhänger sich primär innerhalb des adoleszenten Stadiums bewegten, als erloschen.
Bevorzugte Musik: The Cure, Joy Division, Bauhaus, Christian Death, Anne Clark, frühe The Sisters of Mercy


Endzeitromantiker Die Endzeitromantiker bilden eine Splitterkultur, die erstmals zu Beginn der 1990er Jahre Erwähnung findet. Sie entwickelte sich stufenweise aus der Grufti-Bewegung, von der ein Teil des Erscheinungsbildes, wie ausrasierte und toupierte Haare, Silberschmuck usw., zwar beibehalten wurde im Vergleich zu dem Outfit der Gruftis sind Kleidung und Schminkstil jedoch sorgfältig, deutlich aufwändiger und mit Liebe zum Detail gewählt. Sie sind der Spiegel einer apokalyptischen, todeskonzentrierten Weltsicht. Markante Merkmale sind weiß geschminkte, oftmals mit filigran ausgearbeiteten Ornamenten versehene Gesichtspartien, Kleidungsstücke aus Samt, Brokat, Spitze, Chiffon und Seide sowie Accessoires wie Rosenkränze, Kruzifixe, Broschen, Diademe, Samthalsbänder, reich verzierte Faltfächer und Spitzenhandschuhe. Den Endzeitromantikern ist eine Vorliebe für Philosophie, Literatur (besonders Poesie), Malerei, Friedhöfe und alte, verfallene Bauten wesentlich stärker zu eigen, als es in Teilen der Grufti-Szene der 1980er der Fall war.
Bevorzugte Musik: Goethes Erben, Sopor Aeternus, Lacrimosa, Relatives Menschsein, frühe Sanguis et Cinis


Schwarzromantiker auch Dark Romantic oder Romantic Goth genannt, bezeichnet den Anhänger einer Splitterkultur, die sich etwa parallel bzw. unmittelbar nach den Endzeitromantikern etablierte und sich im Laufe der letzten Jahre zu einer der vorherrschenden Splitterkulturen innerhalb der Gothic-Kultur entwickelte. Konträr zu den Endzeitromantikern sind punk- und wave-typische Merkmale, wie ausrasierte, toupierte Haare, Piercings oder toten-ähnlich geschminkte Gesichtspartien, kaum bis gar nicht vorhanden. Die Grenzen zwischen beiden Splitterkulturen sind hinsichtlich der Interessen und der Kleidung jedoch fließend. Schwarzromantiker sind ein länderübergreifendes Phänomen und ? mit unterschiedlichen Titulierungen wie Romantic Goth auch in Großbritannien, Frankreich, Italien oder Spanien zu finden.
Bevorzugte Musik: Dead Can Dance, Ataraxia, Dargaard, Faith & The Muse, Love Is Colder Than Death, Qntal


Sonstige In der zweiten Hälfte der 1980er entstand mit der wachsenden Popularität von Bands wie The Sisters of Mercy, The Mission oder Fields of the Nephilim eine Fangemeinschaft, die sich von den äußeren Merkmalen aller zuvor genannten Splitterkulturen stark unterscheidet: Statt seitlich ausrasierter, toupierter Haare und einem typischen Schmink- und Kleidungsstil im Punk- und Wave-Look dominieren hier lange Haare und Kleidungsselemente der Hard-Rock-Szene. Dieses Outfit gipfelt bei einigen Fans in einer kompletten Übernahme des Kleidungsstils der Fields of the Nephilim, die aufgrund ihres Westernlooks auch scherzhaft als The Bonanzas betitelt wurden.
Bevorzugte Musik: Fields of the Nephilim, The Mission, The Sisters of Mercy, New Model Army

Nicht alle Goths gehören einer Splitterkultur an. So gibt es auch zahlreiche Mischformen, die sich vor allem im Erscheinungsbild widerspiegeln.

Erscheinungsbild

Ein zentrales Merkmal der Gothic-Kultur ist das Styling, das von vielen Anhängern als Ausdrucks- und Abgrenzungsform eingesetzt wird. Goths, die ihre Lebenseinstellung durch ihr Erscheinungsbild auszudrücken versuchen, bevorzugen allgemein die Farbe Schwarz. Sie wird jedoch auch als einfaches, modisches Element verwendet. Aber auch Blau, Violet, Weiß oder Bordeaux-Rot sind vorzufindende Haar- bzw. Kleiderfarben. In Anlehnung an die Wurzeln im Punk werden Strumpfhosen oder Netzhemden absichtlich mit Rissen oder Löchern versehen. Ebenso erinnern etliche Frisuren an die Punk- und Wave-Kultur der 1980er Jahre.

Die Bekleidungsstrategie der frühen Gothic-Szene zeigte sich jedoch nicht wie bei den Punks als Ästhetisierung des Hässlichen oder bei den New Romantics als Revival des Glamourösen vergangener Zeiten, sondern als Inszenierung des Horrors. Insbesondere bei den Gruftis galt es lange Zeit als modisch, die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins gezielt durch ein totenähnliches Auftreten zu versinnbildlichen. Der glamouröse Aspekt, wie ihn die heutige Gothic-Generation kennt, spielte dabei zunächst nur eine nebensächliche Rolle.

Viele Goths grenzen sich allerdings auch bewusst vom Erscheinungsbild der Punk-Kultur ab. Elemente aus Kleidungsstilen der Renaissance sind ebenso präsent wie ein an das Viktorianische Zeitalter oder an den Jugendstil angelehntes Outfit. Dabei sind die jeweiligen Kleidungsstile jedoch nur selten in reiner Form anzutreffen. In der Regel handelt es sich um einzelne Kleidungskomponenten unterschiedlicher Epochen, die eklektisch miteinander kombiniert werden. Gelegentlich werden neben dem damit verbundenen Kleideraufwand auch hohe Kosten in Kauf genommen, um sich beispielsweise ein stilechtes Rokoko-Kostüm schneidern zu lassen. Einige dieser Kleidungsformen werden als Relikt der New-Romantic-Szene angesehen, andererseits gelten die Darsteller romantischer Vampirfilme als modische Vorbilder.

Markante Merkmale können sein
Blasse, meist geschminkte Gesichtsfarbe (Leichenblässe oder Viktorianische Ästhetik), häufig hervorgehoben durch dunkle Schminke an Augen und Mund
Bemalungen (Akzentuierung der Wangenknochen und insbesondere Ornamente um Augen und Mund), Piercings sowie Tätowierungen
Ungewöhnliche Frisuren wie Tellerminen (kreisförmig ausrasierte Haare, meist in Form von Krähennestern oder Turmfrisuren gestylt), Trauerweidenfrisuren (lange, auftoupierte Haare), Irokesenschnitt (ausrasierter Streifen vom vorderen Haaransatz bis in den Nacken), Undercut (zusätzlich Hinterkopf), teilweise sehr hoch toupiert, meist schwarz, seltener blau, rot und violet gefärbt oder blondiert. Seit den 1990er Jahren sind bei Frauen vermehrt Frisuren vergangener Epochen anzutreffen, vereinzelt auch überschulterlange Haare bei Männern.
Religiöse, okkulte oder esoterische Symbole als Schmuck (bspw. Rosenkränze, Ankh- und Petruskreuze), fast ausschließlich aus Silber
Armreifen en masse (Element der Wave-Mode), Nieten, Sicherheitsnadeln, Schnallen und Glöckchen
Androgyn gekleidete Männer (und aufgrund der Verwurzelung im Wave auch androgyn gekleidete Frauen)
Netzhemden, Netzstrumpfhosen, zerrissene Shirts, Vestons und Buttons (urtypischer Batcave- bzw. Death-Rock-Look)
Kragenhemden (Plain), Aladinhosen (?Sarouel?), Lederjacken, Lodenmäntel, Dr. Martens, Pikes oder Creepers (Grufti-Look)
Rüschenhemden, Talare, Dolmane (Husarenjacke), Gehröcke und Uniformjacken des 18. und 19. Jahrhunderts, Kleider aus Samt, Spitze und Chiffon (Schwarzromantik- bzw. Endzeitromantik-Stil
Fracks und schwarze Zylinder (Chapeau Claque), oftmals mit dunkler Sonnenbrille als Accessoire (angelehnt an Bram Stoker`s Dracula)
Kragenhemden, Lederjacken, Lederhosen, Biker-Boots (späterer Gothic-Rock-Stil, inspiriert durch Bands wie Fields of the Nephilim)
Hennins und Hexenhüte (vor allem in den frühen 1990ern populär)
Korsetts und Corsagen bei Frauen (seit den 1990ern), häufig in Kombination mit weiten Reifröcken


Diese Liste bietet nur eine grobe Übersicht über die Vielfalt der Stile, die in der Gothic-Szene verbreitet sind. Für eine genaue Stilbeschreibung gibt es zu viele Kleidungskombinationen, die auch das Sampling von Kleidungselementen szene-fremder Subkulturen, wie der Rivethead-Kultur oder der Elektro-Szene, mit einschließen. Zudem kann ein Goth auch infolge beruflicher Zwänge optisch nicht auf Anhieb der Gothic-Bewegung zugeordnet werden.
Bevorzugte Musikformen

Impulsgeber für die Entstehung zahlreicher Jugendsubkulturen ist die Musik. Sie wird emotional erlebt und dient zugleich als Fluchtmöglichkeit aus dem grauen Alltag, als Ventil und als Ausdrucksform jugendlichen Protests, der meist optisch durch ein entsprechendes Erscheinungsbild unterstrichen wird.

Die Gothic-Kultur entstand auf der Grundlage des so genannten Gothic Punk, einer frühen Form des Gothic Rock, umgangssprachlich oft als ?Batcave? bezeichnet. Daneben wurde eine Vielzahl weiterer Spielarten favorisiert, die sich ? abgesehen von Stilen wie Death Rock primär im Dark-Wave-Umfeld entwickelten. Ab dem Ende der 1980er Jahre starben viele dieser Genres aus und wurden schrittweise durch szene-fremde Musikstile abgelöst, sodass die Gothic-Bewegung in ihrer gegenwärtigen Form und bis auf wenige Nischenbands über keine eigenständige Musikszene verfügt, sondern aus der musikalischen Bandbreite der gesamten Schwarzen Szene schöpft. Diese Eigenart unterscheidet sie von anderen Subkulturen wie der Punk-Szene oder der Metal-Kultur. Überdies gibt es zahlreiche retrospektiv ausgerichtete Goths, die sich auf das musikalische Output der 1980er und 1990er Jahre beschränken und von außen initiierten Trends eher kritisch gegenüberstehen.

Häufig präferierte Musikformen waren/sind:

Dark Wave (einschließlich Spielarten wie Gothic Rock, Cold Wave, Ethereal, Neoklassik sowie die Neue Deutsche Todeskunst)
Death Rock, Depro-Punk, Horrorpunk
New Wave (besonders Electro Wave, Synthie Pop und Minimal Electro)
Post-Industrial (unter anderem Stilformen wie Dark Ambient, Doom Industrial oder Ritual)
Mittelalterlich inspirierte Musik, teils auf historisch informierter Aufführungspraxis beruhend (bspw. Dead Can Dance, Estampie, Qntal)

Tanzstile

In der Gothic-Szene sind unterschiedliche Tanzformen präsent, die grundsätzlich solistisch ausgeführt werden. Paar- oder Gruppentänze sind dieser Kultur fremd.

Noch in der Entwicklungsphase der frühen Gothic-Szene war der Pogo als Tanzstil weit verbreitet. Dieser wurde direkt aus dem Punk-Umfeld übernommen und konnte mit dem Batcave-Revival nach der Jahrtausendwende erneut Bedeutung erlangen. Daneben war in den 1980ern bei den Gruftis der so genannte Totengräber prävalent, spöttisch auch als Nord-Süd-Kurs oder Staubsaugertanz bezeichnet. Hierbei bewegt sich der Tänzer drei Schritte vor, beugt seinen Oberkörper nach links oder rechts geneigt nach unten und bewegt sich mit ebenso vielen Schritten zurück zum Ausgangspunkt. Mit der Umsetzung des Tanzes entsteht häufig der Eindruck, der Tänzer würde auf der Tanzfläche ein Grab schaufeln. Beide Tanzformen, der Pogo wie auch der Totengräbertanz, werden ohne Rücksicht auf den Takt der Musik ausgeführt. Mitunter wurde bei besonders schwermütiger Musik eine Form von Anti-Tanz dargeboten, die sich durch ein regungsloses Herumstehen auf der Tanzfläche, meist mit verschlossenen Augen, äußerte:

Man tanzt halt nicht, sondern steht auf dieser Tanzfläche und lässt die Musik so richtig schön in sich hineinkriechen.

In den 1990er Jahren kamen vermehrt rhythmusorientierte Tanzformen hinzu, deren theatralisch betonte Gesten teilweise an die indischer oder orientalischer Tempeltänzerinnen erinnern.
Religion

Die Zugehörigkeit einer Person zur Gothic-Kultur ist unabhängig von Glauben, Konfession und Religionszugehörigkeit. Goths beschäftigen sich in Grundzügen mit dem Thema Religion und ziehen individuelle Schlüsse, wodurch eine nähere Bestimmung nicht möglich ist. Einige Teile der Szene sind dem Atheismus zugeneigt und lehnen die Institution Kirche, beispielsweise aufgrund ihrer Verfehlungen im Laufe der Geschichte, völlig ab.

Bei manchen Goths herrscht eine Sehnsucht nach den Ursprüngen des Glaubens und dem Heidentum vor, das im Verlauf der Christianisierung gewaltsam zerstört wurde. Das drückt oftmals den Wunsch nach den eigenen Ursprüngen und Wurzeln aus. Es lässt sich darüber hinaus ein Interesse an okkulten oder neuheidnischen Inhalten (bspw. an Wicca) feststellen. Damit einher geht eine Tendenz zum Synkretismus (auch Patchwork-Religion genannt).

Obwohl sich etliche Anhänger der Gothic-Bewegung vom Satanismus distanzieren und ein völlig anderes Lebensgefühl auszudrücken versuchen, werden sie aufgrund ihrer äußeren Erscheinung oft mit diesem in Verbindung gebracht und von Außenstehenden belächelt oder gar als potentiell gefährlich eingestuft. Zwar gab es in der Grufti-Szene der 1980er Jahre Szenemitglieder, die sich oberflächlich mit dem Thema Satanismus auseinandersetzten, den meisten Gruftis war Satan jedoch kein Anliegen. Ihr Outfit und ihre Eigenheiten entsprangen vielmehr einer morbiden Grundstimmung, die das einigende Element der frühen Grufti-Szene darstellte.

Die gesellschaftlichen Vorurteile treffen allerdings die an sich uneinheitliche Gothic-Kultur in ihrer Gesamtheit. Sie mögen gerade bei jüngeren Personen, die in die Szene hineinwachsen, den Glauben verstärken, eine Ablehnung des christlichen Glaubens oder gar eine Hinwendung zum Satanismus sei Voraussetzung, um als Szeneangehöriger anerkannt zu werden. Dies ist jedoch nicht der Fall.

Häufig wird mit okkulten Symbolen, z. B. dem vorchristlichen Pentagramm oder dem Petruskreuz, zum Zwecke der Provokation gespielt. Oft ist es jedoch die in der Szene verbreitete Faszination an der Mystik, die Goths zum Tragen okkulter Symbole bewegt.

Ein kleiner Teil der Szene ist christlich geprägt.Ein Beispiel hierfür liefert der Schwarze Gottesdienst, der jährlich zum Wave-Gotik-Treffen in der Leipziger Peterskirche stattfindet.

Events

Ein Event ist die in der Schwarzen Szene verbreitete Bezeichnung für eine Diskothekenveranstaltung. Reine Gothic-Events gab es bis in die späten 1990er Jahre hinein kaum. Diese wurden zumeist in Form von Independent-Feten veranstaltet, das Publikum setzte sich zunächst aus Anhängern unterschiedlicher Subkulturen wie Punks, Wavern, EBM- und Elektro-Fans, seltener aus Anhängern der Post-Industrial-Kultur oder der Crossover-Szene, zusammen. Diese vielseitigen Independent-Veranstaltungen waren notwendig, da sich ein Event für nur eine Musik- und Szene-Richtung aufgrund der anfallenden Kosten nur schwer verwirklichen ließ. In den 1990ern verschwand ein Teil des Publikums aus den Clubs, vor allem Punks, Waver und Anhänger der EBM- und Crossover-Szene. Während dieser Zeit teilten sich Goths mit anderen Mitgliedern der Schwarzen Szene sowie der Elektro-Szene die Tanzfläche.

Ab den späten 1990er Jahren wandelte sich das Publikum drastisch. Das äußerte sich besonders durch den enormen Zulauf von Anhängern der Metal-Szene, vor allem aber der Techno-Kultur, deren Mitglieder nach dem Abebben der Techno-Welle vermehrt in die Schwarze Szene abwanderten. Ein Grund hierfür ist die Präsenz technoid geformter (u. a. Future Pop) oder metallastiger (u. a. Dark Metal) Klänge, die immer mehr das Veranstaltungsprogramm der Schwarzen Szene prägen.

Dieser Umstand beschleunigte die Herausbildung der szenefremden Cyberkultur, die gegenwärtig das Hauptpublikum in den Tanzclubs bildet, und führte dazu, dass sich zahlreiche Goths von den herkömmlichen Events abwandten und eigene Veranstaltungen organisierten, die sich nun unter anderem unterstützt durch das Batcave-Revival durch die Größe des Gothic-Publikums rentierten. In vielen Großstädten werden in so genannten Großraumdiskotheken mittlerweile auch getrennte Floors angeboten, die auf die Wünsche des Publikums zugeschnitten sind.

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